HOCHSENSIBILITÄT

Das Sprichwort "Etwas oder jemand haut mich um" bekommt bei dieser Zeichnung meiner Philosophieschülerin Alina Burose echte Konturen und spiegelt die Dynamik der hochsensiblen Weltwahrnehmung sehr gut wider.

 

Der gewöhnliche Alltag: ein Vormittag (und Nachmittag) in der Schule, acht Stunden ungefilterte Großraumbüro-Atmosphäre, voll besetzte stickige Busse, überfüllte Supermärkte und Menschentrauben in der City Galerie, das Hetzen zum Sportverein oder Zumba-Kurs, ein Abendessen in der lebhaften Pizzeria um die Ecke, Gespräche mit Freunden, Kollegen, Verwandten, Eltern, Partnern, Kindern und nicht zuletzt mit den etwa 3-20 Stimmen im eigenen Kopf...

All das ist bereits für jeden "normalsensiblen" Menschen eine zu würdigende Leistung jedes einzelnen Tages.

Hochsensible Menschen kommen bei Routinetätigkeiten des Alltags sehr oft, sehr schnell und auf sehr vielfältige Art und Weise an ihre Grenzen. Dies kann sich in Erschöpfung, Überforderung, Gereiztheit, Vergesslichkeit, fehlender Konzentration, Distanziertheit, Versunkenheit, aber auch in einem zackigen Ton oder dem Antreiber-Modus äußern:

Alles ganz schnell schaffen, bevor man umfällt sozusagen. 

 

Geschuldet ist dies einem angeborenen Wesensmerkmal, der sogenannten Hochsensibilität: Etwa jeder fünfte Mensch nimmt sich und die Umwelt aufgrund einer neurophysiologischen Besonderheit intensiver und komplexer wahr. Das Reizfiltersystem ist durchlässiger als im Durchschnitt. Das Gehirn stuft mehr Sinnesreize als bedeutend ein und verarbeitet diese länger, dafür aber auch tiefer und vernetzter. Kehrseite dieses Wesenszugs ist ein deutlich schnelleres Überschreiten von Wahrnehmungs- und Belastungsgrenzen, sodass bereits gewöhnliche Alltagsdynamiken zur Herausforderung werden können.

 

Nun kann man anmerken, dass diese Merkmale teilweise auch auf Kinder mit ADHS, eine depressive Frau oder einen Mann mit Erschöpfungssyndrom zutreffen können.

 

Ja, auch das kann sein. Wie so VIELES! Kinder können hochsensibel sein und gleichzeitig unter ADHS leiden, hochsensible Erwachsene gleichzeitig eine Depression entwickeln. Elaine N. Aaron (> Literaturtipps), die Pionierin dieses Fachgebietes, erklärt den Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und psychischen Störungen folgendermaßen:

 

Hochsensible Menschen, die eine eher unbeschwerte Kindheit hatten, leiden nicht vermehrt an psychischen Krankheiten und profitieren sogar durch ihre stärkere Ansprechbarkeit auf Reize und Lebensbedingungen von einem unterstützendem Umfeld. Eine erhöhte Anfälligkeit für Depression, Angst und Schüchternheit ist laut Aaron nur bei einer belastenden Kindheit vorhanden, aber auch dann nicht zwangsläufig.

 

Wichtig ist, diese Phänomene sauber voneinander abzugrenzen, damit man nicht versucht, etwas "wegzutherapieren", was gar keinen Krankheitswert besitzt. Viele unwissende Hochsensible leben nämlich bis ins hohe Erwachsenenalter, manchmal auch ihr ganzes Leben lang, an ihrem eigentlichen Naturell vorbei und müssten dabei nur ein paar simple Dinge im Alltag beachten (regelmäßige Rückzugs- und Erholungsphasen z. B.), um nicht andauernd überreizt aus ihrer Haut zu fahren. Die Erfahrung zeigt, dass allein die Kenntnis davon, dass man anders ist und dies auch sein darf, das eigene Leben und den Blick auf die Vergangenheit radikal verändern kann. Im Verständnis und in der Annahme dieses Wesensmerkmals können sich dann endlich die positiven Züge der Hochsensibilität entfalten und das Leben aller ungemein bereichern.

 

 

Wenn du noch unsicher bist, ob das Merkmal der Hochsensi-

bilität zu deinen Facetten gehört, kannst du über einen Test genauere Anhaltspunkte gewinnen ( >  HSP-Test).

 

Es ist auch hilfreich in die Vergangenheit zu reisen und dich zu fragen, ob du schon immer so warst. Hochsensibilität ist nämlich ein Merkmal, das fast jede Verhaltensweise beeinflusst. Elain N. Aaron betont in diesem Zusammenhang, dass das Gesamtbild der Eigenschaften für gewöhnlich ganz genau zeigt, ob es sich um einen generellen Verhaltensstil oder um die Folge eines Traumas handelt, was sich eher in bestimmten Gefühls- und Verhaltensvarianten äußern würde.


Hochsensibilität wirkt allumfassend auf dein Wahrnehmen, Denken, Fühlen, Empfinden und Deuten deiner Innen- und Außenwelt ein:

 

Du bist meist gewissenhaft und kreativ, empfindest dein Inneres als bunt und vielschichtig, machst dir viele (positive und negative) Gedanken und verarbeitest Erlebnisse deutlich länger, dafür aber auch vernetzter, sodass du ein außerordentliches Gespür für große und tieferliegende Zusammenhänge hast. Deine intensive Gefühlswelt beschert dir regelmäßig abenteuerliche Achterbahnfahrten. Small-Talk kann für dich ziemlich anstrengend werden, weil du blitzschnell ALLE Informationen deines Gegenübers erfasst (emotionale Schwingungen, Maskierungen, Körpersprache, manchmal meint man auch förmlich die Gedanken lesen zu können), ohne es (immer) zu wollen. In Verbindung mit deinem guten Zugang zur eigenen Intuition gelingt dir dann meist eine außerordentlich treffsichere Einschätzung deiner Mitmenschen oder einer Gesamtsituation. Dieses ZUVIEL an Informationen ist manchmal ganz nützlich und interessant, kann aber das berufliche und private Leben auch stark erschweren.

 

So deckt man Lügen und Scheinheiligkeiten schneller auf, was einen je nach Zusammenhang an den Rand der Verzweiflung bringen kann. Hochsensible Kinder spüren die Erwartungen, Berechnungen und Ängste ihrer Eltern um ein Vielfaches stärker als Normalsensible, was in die totale Unterwerfung und Anpassung, aber auch in Abwehr und Aggression umschlagen kann.

 

In unserer Zusammenarbeit schauen wir uns deine persönliche Geschichte aus der Perspektive deiner hochsensiblen Eigenart an, beleuchten hierbei genau, was dich in diesem Zusammenhang genährt, gestärkt und gestützt hat und wo deine Bedürfnisse auf der Strecke geblieben sind. Manchmal schärft sich damit schlagartig der Blick und das Verständnis für berufliche, familiäre oder partnerschaftliche Zusammenhänge und Visionen.

Wir widmen uns daran anknüpfend deinen ganz individuellen Themen und Schwerpunkten (gesunde Grenzen, Selbstwert, Licht und Schatten, Stärken und Schwächen, verschüttete Talente, ungelebte Potenziale, Beziehungsarbeit, Berufsfindung, Sinngebung und allgemeine Entwicklungsmöglichkeiten, Zeit- und Alltagsmanagement) und entwerfen einen Fahrplan für deine Zukunft mit verschiedenen Zwischenstationen und Fahrvariationen für das erste Jahr.

 

Mit diesem Fundament sowie neuen Inspirationen und Perspektiven

wird es dir Schritt für Schritt gelingen,

mehr Bewusstheit, Ganzheit, Wachstum und Freude in dein Leben zu bringen.

VIELBEGABUNG

Nicht selten ist ein hochsensibler Mensch auch mit vielfältigen Begabungen und Talenten gesegnet, aber vielleicht gehörst du auch ohne die hochsensible Eigenschaft zur neugierigen und vielbegabten "Scannerpersönlichkeit", wie Anne Heintze (vgl. Buchtipps) diese Menschen sehr treffend beschreibt.                                        

  • Du interessierst dich für viele Hobbies, Themengebiete und Berufe.
  • Du hättest gerne noch mindestens fünf weitere Leben, um all deine Träume und Vorstellungen verwirklichen zu können.
  • Du liest viel, lernst gerne, hast eine rasche Auffassungsgabe, einen flexiblen Geist und arbeitest dich schnell in neue Themengebiete ein.
  • Sobald du etwas ausreichend durchleuchtest hast oder gut beherrscht, langweilst du dich und "scannst" deine Umwelt erneut, um die nächste spannende Herausforderung zu finden.
  • Du bist kreativ und sprunghaft, was deine Zukunftspläne anbelangt. Du hast zu viele Ideen, um dich auf einen Lebensweg und einen Beruf zu beschränken, was deine Mitwelt oftmals mit Wankelmut, Faulheit oder fehlender Disziplin betitelt.
  • Du glaubst, dass du im Leben nie richtig Erfolg haben wirst, da du dich ungern in nur ein Wissensgebiet versenkst und im Geist immer mehrere Spuren parallel laufen lässt.
  • Du bist unzufrieden mit deiner Gesamtsituation.

 

Ich habe wirklich gute Nachrichten für dich:

 

Du MUSST dich NICHT entscheiden.

Du kannst so bleiben, wie DU BIST!

 

Du wirst vielleicht nie ein tiefer Taucher in EINEM Wissens- oder Berufsfeld werden,

dafür spannst du deine Flügel aber so weit aus,

dass du mehrere Kontinente besuchen und erkunden kannst.

 

Barbara Sher,

die den "Scanner"-Begriff quasi zum Leben erweckt hat,

schreibt dazu Folgendes (vgl. Buchtipps):

"Was Sie als Unvermögen betrachten und mit reiner Willenskraft überwinden wollen,

ist in Wirklichkeit eine außergewöhnliche Begabung.

Sie sind ein Multitalent, ausgestattet mit einem bewerkenswerten Geist."

 

Außerdem gibt es dank unseres rasanten Zeitalters derzeit vielfältige Berufsfelder, in denen sich die vielschichtigen Interessen und Fähigkeiten, aber auch die Wechselhaftigkeiten von "Scannern" integrieren lassen.

 

Auch hier gilt die Devise: Ohne Verständnis und Annahme deines besonderen So-Seins, keine Entwicklung, keine Zufriedenheit, kein Erfolg.

 

Und Erfolg wird sich ganz automatisch einstellen, wenn du endlich authentisch zu leben beginnst.

 

An genau dieser Schnittstelle kann ich dich begleiten und unterstützen. Negative Erfahrungen können umgedeutet und eine neue Haltung und Sicht erprobt und immer ein Stück weit mehr verinnerlicht werden. Irgendwann wirst du dein Anders-Sein schätzen lernen und nie wieder hergeben wollen, auch wenn die Mehrheit dich mit ihrem klassischen Lebensmodell - ein Beruf, ein Haus, ein Partner, ein bis zwei Kinder, ein Urlaub pro Jahr, ein Lebensplan - immer mal wieder anpieksen wird.

Wer weiß, vielleicht lässt sich ja das eine oder andere ja mit deiner Persönlichkeit doch verbinden !

 

 > An dieser Stelle findest du ein außerordentlich beruhigendes und erhellendes Video zur BerufsFindung von Scannern!

 

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